- Gottes enge Pforte -

Das Schuldbekenntnis

 
 
Bevor ich über das Schuldbekenntnis schreibe, möchte ich, dass Sie folgendes lesen und sich darüber Gedanken machen, für welchen Artikel die Sie in einer Zeitung gelesen haben, sich entscheiden würden.
 
 
 
Der erste Artikel:
"Liebe Kunden unseres Kreditinstitutes,
aufgrund eines überaus erfolgreichen Geschäftsjahres wollen wir Sie am Gewinn unseres Institutes beteiligen. Wir wollen daher allen von Ihnen, die bei uns Schulden haben, diese erlassen. Egal, wie hoch die Schulden sind. Einzige Bedingung:
Kommen Sie mit all Ihren Schuldscheinen zu einem unserer Bankschalter und geben Sie sie dort ab.
Mit den besten Grüssen, Ihre Bank..."
 
 
 
 
Der zweite Artikel:
"Liebe Menschen,
aufgrund des Erlösungstodes meines Sohnes, möchte ich euch alle an dem unendlichen Gnadenüberschuss teilhaben lassen. Deshalb möchte ich eure Schulden erlassen. Egal, wie groß diese sind. Einzige Bedingung:
Kommt mit all euren Sünden zu einem Priester, bereut und bekennt sie vor ihm.
Mit den besten Grüssen und in der Hoffnung auf eine weitere herzliche Beziehung - EUER GOTT!"
 
Nun, wie lautet Ihre Entscheidung?
 
 
Das Schuldbekenntnis
Wir bekennen...
Wir sind am Beginn der heiligen Messe. Der Priester ist symbolisch für Jesus feierlich eingezogen. Mit dem Kreuzzeichen haben wir uns bewusst gemacht, dass wir uns nun in der Gegenwart Gottes befinden. Wir stehen vor Gott selbst. Darum ist die Messe auch "heilig". Wir stehen vor Gott, so wie wir sind. Und hier geht es gar nicht anders, als dass wir auf einmal merken, wie klein wir sind.
 
Es geht uns dabei vielleicht genauso, wie dem Petrus vor 2000 Jahren, als er Jesus zum ersten Mal begegnet ist. Jesus sagte ihm, er solle noch einmal die Netze zum Fischen auswerfen, obwohl er die ganze Nacht nichts gefangen hatte. Und auf einmal waren seine Netze so voll, dass er es allein gar nicht schaffte, sie einzuholen. Auch er erkannte: Ich stehe hier vor Gott. Und es brach aus ihm heraus: "Herr, geh weg von mir! Ich bin ein Sünder!" Wenn wir in unserem Herzen zutiefst erkennen, wie groß Gott ist, dann fallen bei uns alle Masken, die wir uns so im Lauf der Zeit aufgesetzt haben. Und so folgt in der Messe nun das "Schuldbekenntnis".
 
Minderwertigkeitsdenken?
Sünde, Schuld, Buße, das sind Begriffe, mit denen der moderne Mensch nicht viel anfangen möchte. Aber im Gegensatz zu einem Schaffen von Minderwertigkeitskomplexen geht es darum, ein tiefes Heilen unserer Seele zu erfahren. Viele tun so, als ob sie keine Schwächen und Fehler hätten. Schuld haben auf jeden Fall immer die anderen. Und wenn es nicht die anderen sind, dann eben die Umstände. Sich einzugestehen, dass man etwas falsch gemacht hat, dafür ist man zu stolz. Dabei würde genau das so frei machen.
 
 
Das Schuldbekenntnis
 
"Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und Schwestern,..."
 
Vor Gott sind wir alle Brüder und Schwestern, und jeder, vom Papst bis zum einfachen Christen, betet dieses Bekenntnis, weil niemand so heilig ist, dass er nicht noch heiliger werden kann.
 
"...dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe."
 
Vielleicht bedenkt man das viel zu wenig, dass es auch eine Form der Sünde ist, wenn wir etwas Gutes NICHT tun, unterlassene Gebete, unterlassene Pflichterfüllungen oder Hilfen, die wir hätten geben sollen.
 
"...Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken - durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld."
 
Es geht um den Teil, für den wir verantwortlich sind, ohne uns auf Umstände auszureden. Ganz deutlich machen wir das, indem wir uns dreimal an die Brust schlagen.
 
"...Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen und euch, Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott, unserm Herrn."
 
Wir sind nicht isoliert, sondern wir sind eine gemeinsame Familie Gottes. Wir beten für die anderen, und die anderen beten für uns. Auch die, die schon im Himmel sind. Besonders denken wir dabei an Maria, die hier wie eine gütige Mutter auf uns schaut.

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