- Gottes enge Pforte -

Die heilige Messe ist die höchste Offenbarung 

aller Vollkommenheiten Gottes

 
 
Wie der kostbare Edelstein, im Lichte der Sonne betrachtet, je nach der Wendung und Drehung, immer neue Farbenspiele bietet und die schönsten Lichtstrahlen leuchten lässt, so ist auch das hl. Messopfer, wenn der gläubige Christ es im Glaubenslichte und vom hl. Geist erleuchtet betrachtet, ein wunderbarer Juwel, dessen Schönheiten man nicht genügend bewundern kann. Aus der hl. Messe, dieser Sonne der katholischen Religion, woraus bekanntlich alle Gnaden und Segnungen herausfliessen, kann man Gottes unendliche Vollkommenheiten in ihrer Tiefe der Unerforschlichkeit anstaunen. Suchen wir vorerst darin:
 
1. Gottes Weisheit zu ergründen. Als der liebende Welterlöser, im Begriff von den Seinigen zu scheiden, und in der unermesslich reichen Schöpfung suchte, wen oder was Er wohl könnte den Geliebten zum Ersatz bieten, da sah und sann und fand Er nichts Besseres, als Sich selbst zum Opferlamm und Opferspeise zurückzulassen. Er ersann dieses Geheimnis, dieses Wunder, das nur Gottes unergründliche Weisheit erdenken und begreifen, das seine grenzenlose Allmacht allein imstande war, auszuführen. Er nahm Brot aus Weizenmehl, eigentlich das Mark der Erde. Er nahm Wein, das Blut der Reben, diese beiden edelsten Erzeugnisse des Pflanzenreiches, und machte selbe zum Träger seiner Gottheit, seiner Selbst, worin Er in der Transsubstantiation verwandelt werden wollte.
 
2. Bewundern müssen wir Gottes Güte. Den Schleier der Gestalten wählte der Herr in großer Weisheit, damit der schwache Evaslohn, der Wurm des Staubes, ohne Furcht und Zittern, ohne hinzuschmelzen oder vernichtet zu werden, Ihm nahen könnte.
Vermag das Menschenkind mit seinem leiblichen Auge nicht einmal den hellen Sonnenstrahl auszuhalten, einen Blick in diesen Lichtquell zu ertragen, um wie viel weniger wird er die Geistessonne Gott in seiner Klarheit mit Fleischesaugen anschauen können! Unserer menschlichen Schwachheit hat der Allweise Rechnung tragen wollen; dieselbe berücksichtigend, hat Er diese Art und Weise der Transsubstantiation gewollt und angeordnet. Kaum genossen ist das Mensch gewordene Wort in dem Blut und Fleisch des Kommunizierenden über- und aufgegangen; er ist auf das Innigste mit demselben vereinigt, hat ihn gleichsam göttlicher Natur gemacht, ihn geadelt.
 
3. Gottes Allmacht tritt in der hl. Messe, namentlich im Wunder der Wesensverwandlung (Transsubstantiation), großartig hervor. Nach Lessius schliesst dieses ausserordentliche Wunder sieben verschiedene Wunder in sich, die teils die sakramentalen Gestalten, teils das Wesen der Elemente, teils die Gegenwart Christi betreffen. Dieses Wunder, welches größer ist als die Erschaffung tausend neuer Welten, wie die unsrige, mit all den Naturschönheiten und Mysterien, vollzieht sich im größten Schweigen. Kein Seraphsfittig darf die Ankunft des großen Gottes verraten, kein Herold, kein Posaunenschall sie ankündigen. Nein, unbemerkt will der Allerhöchste, den die Himmel der Himmel nicht fassen können, dessen Fussschemel die Erde, dessen Thron der Himmel, dessen Gewand die Morgenröte umsäumt, in dem Augenblick der Wandlung, ohne Aufsehen, als Geheimnis des Glaubens, in die Gestalten des Brotes und Weines herniedersteigen. Würde der Mensch dieses Geheimnis genugsam erkennen, er müsste vor lauter Liebe hinsterben.
 
4. Gottes Liebe zeigt sich ferner im hl. Opfer. Als Gott den menschlichen Geist in das Lehmgebilde des Leibes einhauchte, da hat der liebende Schöpfer diesem Wesen, dem Bindeglied zwischen Geister- und Körperwelt, für den Unterhalt des Lebens die Natur, erst das Pflanzenreich, dann nach dem Sündenfall auch das Tierreich angewiesen. Die Bäume des Paradieses, namentlich der Lebensbaum, trugen wie von selbst markige, saftige, geschmackvolle, gewürzige Früchte. Nach dem Sündenfall wurde alles anders. - Bei der Erlösung aber wollte der Heiland einen neuen Lebensbaum aufrichten in seiner Kirche. Das Weizenkorn, das im Fette der Erde, und die Traubenbeere, die in der Glut der Sonne reifen, enthalten gleichsam das Mark und Blut des Erdkörpers, sind für die Menschen das Hauptnahrungsmittel. Sie sollen in der Übernatur zur Erneuerung des Markes, zur Erfrischung des Blutes dienen. Nirgends wachsen aber Weizen und Reben wild. Der Mensch muss im Schweisse seines Angesichts sorgfältig und mühsam sie pflanzen; sein Schweiss klebt daran. Erst nach der Arbeit der Bereitung und Aussonderung und der Herstellung sind dieselben gewürdigt, aufgeopfert zu werden, dann in der Wandlung zur Aufnahme, zum Träger, zur Substanz des menschgewordenen Gottes gewürdigt zu sein. Dem Priester, einem schwachen, gebrechlichen Wesen auserwählt aus der gläubigen Mitte, hat in grosser Liebe der Herr in der Macht des hl. Geistes die furchtbare Gewalt verliehen, mit dem Gottesarm und dem Schwerte der Konsekrationsworte die Wandlung vorzunehmen. Bei der Aussprechung der Worte verschwinden Brot und Wein; doch die Gestalten bleiben, für die Sinne ist nichts geändert. Der Glaube allein erkennt die unerfassliche Gottestat und die geheimnisvolle Veränderung als Mysterium, als Geheimnis des Glaubens, an.
 
5. Das dreifache Amt Christi tritt uns am Altar entgegen. Im hl. Messopfer übt der Hohepriester unseres Bekenntnisses, als der erste und der eigentliche Opferpriester, sein dreifaches Amt, Lehr-, Priester- und Hirtenamt, fort und fort auf dem ganzen Erdenrund aus. Treffend erläutert der Trierer Bischof Eberhard (+ 1877) die prophetisch lehrende Tätigkeit Christi im hl. Messopfer. "Dieses Lehramt Christi lebt fort durch alle Zeiten und wandelt im Dienste der unwissenden und irrenden Menschheit mit dem Messopfer um die Erde. Hier beim hl. Messopfer erscheint Christus auch als himmlischer Lehrer der Menschen. Als Opfer ist er verhüllt unter den irdischen Gestalten des Brotes und Weines. Seine Stimme aber ist verborgen und doch immer gegenwärtig unter der Stimme seiner Boten in der hl. Schrift, in den Episteln und Evangelien. In der Konsekration erscheint vornehmlich Christus als Opferpriester. In der Kommunion aber nimmt er als sanftmütiger König unser Herz in Besitz, will als Friedensfürst das Reich Gottes, die Herrschaft der Gnadenliebe in der Menschenseele erweitern und befestigen.
"Der Grundstein der Kirche ist das hl. Messopfer. Aber nicht bloß als Versöhner, als Hohepriester, lebt Christus durch das heilige Messopfer in der Kirche fort, sondern auch als Prophet, als von Gott in die Welt gesendeter Lehrer der ewigen Wahrheit und als geheimnisvoller König der Welt. Als Prophet; darum hat das heilige Messopfer auch einen belehrenden Teil, redet in ihm Christus zu uns und zwar durch die Propheten und Bilder des alten Bundes und durch den Mund seiner Apostel in den Episteln; sodann lässt er, die Rede jener bestätigend und erklärend, seine Prophetenstimme in unsere Herzen hinein ertönen im heiligen Evangelium. Wir hätten, meine Lieben, keine unfehlbare Kirche, wenn wir kein Opfer hätten, in dem sich buchstäblich erfüllt, was der Herr seinen Aposteln gesagt: "Sehet, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt!" Wo man die Altäre gestürzt, das Opfer aufgegeben, wie ausser der Kirche, da hat man auch die Einheit und Unfehlbarkeit der Lehre verachtet, wie die Geschichte es beweist. Nichts umsonst haben die mit dem Papst in Einheit stehenden Bischöfe die Fülle der apostolischen Lehrgewalt; sie haben sie deshalb, weil sie auch die Fülle der Opfergewalt besitzen, indem sie nicht bloß selbst opfern, sondern Opferer weihen und so fort und fort das himmlische Opfer auf Erden, in der Kirche erhalten können. Auf dem hl. Messopfer ruht auch die königliche Gewalt, die Herrschermacht der Kirche, die lediglich eine Macht der Wahrheit und der Gnade ist, ausgeübt über die Herzen der Menschen, eine Macht, die da überwindet alle Feinde und sie legt zu den Füßen dessen, von dem sie ausgeht, das Zepter, ausgehend von Sion, wo das Opfer eingesetzt wurde, wo der hl. Geist, der da einführt in die Tiefe der Wahrheit, über die Apostel sich ergoss. Gerne möchte ich dies näher ausführen, zeigen, dass die Hierarchie auf dem Opfer ruhe, insbesondere aufweisen, wie Christus in der hl. Kommunion, im Messopfer als König, als geheimnisvoller Herrscher erscheine; allein die Zeit hierzu gebricht; nur wiederholen kann und muss ich, dass die Kirche mit all ihren Gnaden und all ihren Gewalten auf dem heiligen Messopfer ruht, dass dieses das Herz in ihr als dem Leibe ist, dass sie ohne dasselbe ein toter Leib wäre, der gar bald sich auflösen, in Fäulnis übergehen müsste."
 
6. Im eucharistischen Opfer erblicken wir die Krone des großen Heilwerkes, den Inbegriff, die Wiederholung des Lebens Christi und unserer Erlösung. Zwischen Bethlehem und Golgatha flossen 33 Jahre irdischer Pilgerfahrt dahin. Jahre, in höherem Lichte glänzend, gezeichnet mit Frieden und Segen, Wahrheit und Gnade, gekrönt mit der Gegenwart, dem Wohnen und Wandeln des Sohnes Gottes hienieden. Wie ein Held tritt Er die dornenvolle Siegeslaufbahn mit Frohlocken an.
Die hl. Messe ist nicht bloß die herrliche Blütenkrone, sondern auch die belebende Wurzel, der starke Stamm der ganzen Liturgie. Eucharistisches Gepräge, eucharistische Färbung und Wohlgeruch durchdringt und durchflutet die katholische Religion, die Liturgie.
 
7. Die Vortrefflichkeit des hl. Opfers beschreibt Pater Huguet: "Die Eucharistie ist nicht bloß Sakrament, sie ist auch das immerwährende, wirkliche Kreuzopfer, nicht mehr blutig von Henkern ausgeführt, sondern vom Opferpriester auf dem Altar in seiner ganzen Wesenheit und Wahrheil vollzogen. Jesus Christus selbst handelt durch den Priester und bringt das Opfer selbst dar. Nur das Licht eines geläuterten Glaubens kann uns Erkenntnis und Liebe dieser Geheimnisse verschaffen. Aber der Christ besitzt dieses Licht. O des unendlichen Reichtums des hl. Messopfers! Beherzigt diese Wahrheit wohl, sagt der hl. Bernhard; durch Anhörung oder Lesung einer einzigen hl. Messe kann jener mehr verdienen, als der, welcher sein ganzes Vermögen zur Linderung der Not der Armen opferte, welcher bis ans Ende der Welt pilgerte, mit der größten Andacht die heiligen Stätten des heiligen Landes, Roms und unserer Frau von Loretto besuchte. Der Grund hiervon, sagt der englische Lehrer Thomas, liegt darin, dass in einem einzigen Messopfer alle Gnaden, alle Schätze eingeschlossen sind, die der Sohn Gottes in so großer Fülle über seine Braut, die hl. Kirche, durch sein blutiges Opfer am Kreuze ausgegossen hat.
 
8. Höre den hl. Chrysostomus: "Wenn du siehest den Gott des Himmels, der sich auf dem Altar opfert und vernichtet, den Priester, gebeugt über das Opfer, begriffen im Gebet, alle Anwesenden von diesem kostbaren Blute besprengt, kannst du in diesem Augenblick glauben, dass du noch auf der Erde und unter Menschen seiest? Fühlst du dich nicht hinauf in den Himmel gehoben? Ist nicht jeder irdische Gedanke deinem Geiste fern, und entdeckt nicht deine Seele, von den Sinnen losgeschält, was in einer höheren Region vorgeht? O Wunder! O unaussprechliches Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen! der im Himmel zur Rechten seines Vaters sitzt, ist derselbe, der es nicht verschmäht, sich von aller Händen berühren zu lassen, sich jedem hingibt, der ihn empfangen will, sich unsere Liebkosungen gefallen und sich von allen mit den Augen des Glaubens schauen lässt!"
 
9. In der hl. Messe haben wir denselben Christus gegenwärtig, welchen die hl. drei Könige angebetet, den der hl. Simeon auf seine Arme genommen, den die Mutter Gottes dem Vater im Tempel aufgeopfert hat. Desgleichen hören wir auch, wie Christus sein hl. Evangelium durch den Mund des Priesters verkündet, und können daraus großes Heil und unbeschreiblichen Nutzen schöpfen. Wir sehen auch Christus unter der Messe Wunder wirken, den Wein in sein hl. Blut verwandeln, was ein unvergleichlich größeres Wunder ist, als da er zu Kana das Wasser in Wein verwandelt hat. Wir sehen ihn sein letztes Abendmahl halten, von neuem wahrhaft Brot und Wein in sein wahres Fleisch und Blut verwandeln. Endlich sehen wir auch unter der Aufhebung Christus am Kreuz erhöht und hören ihn mit unsern innerlichen Ohren für uns bitten: "Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun, und wie schwer sie mit ihren Sünden deine Gottheit beleidigen." Dies alles sehen wir zwar nicht mit den leiblichen Augen, jedoch glauben wir es im Herzen und verdienen durch diesen unsern festen Glauben größeren Lohn, als diejenigen, die es mit ihren Augen gesehen, wie Christus bei Johannes ( 20. Kap.) ausdrücklich bezeugt: "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." Je höher und unbegreiflicher dies großen Geheimnisse sind, desto kräftiger und verdienstlicher ist auch unser Glaube und desto reichlicher wird auch unsere Belohnung im Himmel sein. Daher spricht Pater Sanchez: "Wenn ein Christ nur wüsste, diese Dinge sich zu Nutzen zu machen, so könnte er durch eine hl. Messe viel reicher werden als durch alle von Gott erschaffenen Dinge."
In der hl. Messe erfüllt Christus auch treulich sein trostreiches Versprechen, welches er bei Matthäus im letzten Kapitel gemacht hat, mit den Worten: "Sehet, ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt." Dies Versprechen ist nicht zu verstehen von seiner Gottheit allein, sondern auch von seiner Menschheit, mit welcher er bei der hl. Messe und in dem hhl. Sakrament des Altares gegenwärtig ist. In diesem ist er allezeit bei Tag und Nacht persönlich bei uns, ist allezeit bereit, uns Gehör zu geben, unsere Bitten aufzunehmen, und uns in unsern Nöten beizuspringen. In der hl. Messe ist er nicht allein persönlich gegenwärtig, sondern er ist auch unser Opfer, Fürsprecher und die Versöhnung für Sünden, denn weil Christus in der hl. Messe sein priesterliches Amt verrichtet, deswegen steht ihm von Amts wegen zu, wie der hl. Paulus (Hebr. 5) sagt: "dass er opfere Gaben und Schlachtopfer für die Sünden des Volkes," nämlich dass er sich selbst seinem Vater für das Volk aufopfere, gleichwie er sich ihm am heiligen Kreuz aufgeopfert hat. Daraus erhellt, dass zwischen der hl. Hostie in der Monstranz und in der hl. Messe ein großer Unterschied ist, wiewohl Christus in beiden auf gleiche Weise gegenwärtig ist; denn in der Monstranz wird uns Christus zur Anbetung dargestellt, bei der hl. Messe aber bringt er sich für uns durch die Hände des Priesters als Versöhnungsopfer seinem Vater im Himmel dar. In der Monstranz steigt er vom Himmel zu uns herab, bei der hl. Messe dagegen erhebt er sich von uns zum Himmel empor; kurz, in der Monstranz ist er Sakrament oder Heilsmittel, in der Messe ist er Opfer oder Heilsvermittler: denn im Sakrament nehmen wir ihn auf durch Genuss, im Opfer nimmt der himmlische Vater ihn auf zur Versöhnung.
Dass nun Jesus täglich bei uns bis zum Ende der Welt sein will, dafür gibt es verschiedene wichtige Gründe. Denn weil er das Haupt seiner Kirche oder seiner Rechtgläubigen ist, deswegen gebührt es sich, dass, weil der Leib nicht bei dem Haupte im Himmel sein kann, das Haupt bei dem Leib auf der Erde sein müsse. Zweitens: weil Christus der Bräutigam und die Kirche die Braut ist, mit welcher er sich fester verknüpft und verbunden hat, als alle weltlichen Bräutigame mit ihren Bräuten verbunden sind, deswegen treibt ihn seine Liebe an, unaufhörlich bei seiner geliebten Braut zu sein. Höre, wie der hl. Paulus die Liebe Christi zu seiner Braut hervorhebt, indem er an die Epheser 5. Kap. schreibt: "Ihr Männer, liebet eure Weiber, wie Christus seine Kirche geliebt und sich selbst für sie dahingegeben hat, um sie zu heiligen und zu reinigen in der Wassertaufe durch das Wort des Lebens, um so die Kirche als eine herrliche zu bilden, die weder Makel noch Runzel noch sonst etwas an sich hätte, sondern damit sie heilig und unbefleckt sei." Alle Menschen sind Glieder der Kirche, und werden in der hl. Taufe so schön geschmückt, wie die hl. Engel; darum liebt Christus eine reine Seele mehr, als ein Bräutigam die allerschönste Braut lieben kann. Deswegen ist es ihm nicht möglich, von seiner geliebten Braut, sie so viele liebliche Seelen in sich schliesst, getrennt zu sein, sondern will alle Tage bei ihr sein bis zum Ende der Zeiten.
Warum aber ist Christus unsichtbarerweise bei seiner geliebten Braut, der Kirche? Das kommt daher, weil seine Vermählung nicht leiblicher, sondern geistigerweise durch den Glauben geschieht, wie er selbst bezeugt bei den Propheten Oseas, 2. Kap.: "Ich werde dich mir angeloben auf ewig, und ich werde dich mir angeloben in Gerechtigkeit, und im Gericht, in Barmherzigkeit, in Erbarmungen; ich werde dich mir angeloben im Glauben, und du sollst wissen, dass ich der Herr bin." Weil sich nun Christus mit seiner Kirche im Glauben vermählt, darum geziemt es sich, dass er verborgen bleibt, damit seine Braut oder die gläubigen Seelen Gelegenheit haben, den Glauben zu üben und täglich große Belohnung im Himmel zu erwerben. Weil Christus der Bräutigam seiner Kirche ist, geziemt es sich, dass er seiner Braut vorstehe, ihr die notwendige Nahrung verschaffe und sich ihres Heiles und ihrer Wohlfahrt treulich annehme. Dies alles und dergleichen mehr tut er in der heiligen Messe und in dem geistlichen und leiblichen Genusse des heiligen Sakramentes, und beweist in der Tat, dass er ein treuer Liebhaber seiner geliebten Braut sei, und ihr alle Gnadenmittel zu ihrem zeitlichen und ewigen Heile verschafft.
(entnommen aus: Das hl. Messopfer, von Pfarrer A. Reiners, 1904)

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